Der Besuch des auf dem Weg liegenden Ortes Aurora hat sich nicht wirklich gelohnt. Trostlos, 50% zerfallen und nicht mehr bewohnt. Eigentlich wollten wir hier frühstücken bevor es auf die Outer Banks in North Carolina ging. Aber wenn es in einem amerikanischen Ort noch nicht einmal ein einziges Fastfood Geschäft gibt, dann weiss man, dass man am AdW und dazu auch noch mitten im Sumpf ist. Also ohne Frühstück weiter durch endlose Sümpfe und einer dünn besiedelten Gegend. Auf einem Stück dieser wenig befahrenen Straßen krabbelte uns eine Schildkröte vor das Auto. Wir haben angehalten und sie auf die andere Seite (wo sie hoffentlich auch hin wollte) über gesetzt. Das war die Rettung No 1...
Frühstück gab es dann später auch noch. Vor allem auch Kaffee. So gesehen meine kleine persönliche Rettung. Aber die zähle ich mal nicht mit. Nach dem Frühstück ging es dann wieder ans Meer. Und schon versteht man wieder, warum die Menschen hier leben. Kleine schnuckelige Häuser hinter der Düne und 100m weiter der wilde Atlantik. Schöner geht es kaum. Aber zum parken leider extrem bescheiden. Entweder alles Privatgrundstücke oder die wenigen nicht bebauten Parzellen wollen 20$ Parkgebühren abkassieren. Tip: Es geht aber auch günstiger. 6 Meilen nach Atlantic Beach kommt der Indian Beach mit einem Public Beach Access mit Parkplatz der kostenfrei ist. Genau da sind wir dann hin. Im Schatten von Pinien gibt es einladende Bänke, Tische und öffentliche Grills. Ausserdem auch ein Toilettenhäuschen und eine Süßwasserdusche. Dort haben mir zu Mittag gegessen bevor es an den Strand ging. Unsere Sandwiches werden immer besser. knackiger Salat und frische Tomaten sowie gesalzene Butter machen die nahezu perfekt. Dazu Nektarinen und kernlose Trauben aus der Region. Über einen Holzsteg gelangt man durch den urwaldartigen Bewuchs hinter der Düne problemlos zum Strand.
Obwohl nur ein paar hundert Meilen weiter südlich, hatte das Wasser hier eine angenehme Temperatur. Sogar ich bin rein und das will etwas heißen. Die teilweise recht hohen Wellen haben uns gut gefallen aber auch gut durchgespült. Zum trocknen haben wir uns dann auf unser Decke gelegt und in der Sonne gedöst.
Auf einmal schreit Luisa und weint. Sie kann ihr rechtes Bein nicht mehr bewegen. Ich dachte sofort an einen Krampf, war es aber nicht. Erst dachte ich sie scherzt, aber sie hatte heftige Schmerzen und konnte das Bein nicht mehr strecken. Da war guter Rat teuer. Ich habe sie hoch gehoben, aber sie konnte keinen Schritt machen. Also letztendlich haben wir dann die 911 angerufen und um Hilfe gebeten. Die kam dann auch nach nur 10 Minuten in Form eines Coast Guardes auf einem Quad. Wenige Minuten später trabten dann noch drei Feuerwehrleute und Notarzt an. Und natürlich der Sherif von Indian Beach in vollem Ornat mit Pistole und Taser. Luisa wurde dann von den Jungs auf das Quad gehoben und zum Beach Entry an die Treppe gebracht. Dort übernahm ein Feuerwehrmann sie mit einem Krankensitz auf dem Rücken. So Ging es die Stufen hoch. Auf dem Holzsteg angekommen wurde aus dem Tragesitz ein Rollstuhl und so ging es dann Rettungswagen und mit dem ins Krankenhaus. Das war dann die Rettung No 2. Nur diesmal wurde Luisa gerettet.
Ich bin dem Rettungswagen hinterher und habe Luisa dann im Emergency Room vom Health Care in Morehead wieder gesehen. Schon erstaunlich wie professionell die dort gearbeitet haben. Das läuft da alles etwas anders als bei uns.
Der Patient liegt in einem Aufnahmezimmer. Dort wird er erst einmal an alle möglichen Monitore angehangen, ein Zugang wird gelegt, Blut abgenommen und bevor Schmerzmittel verabreicht werden, die Leberwerte gecheckt. Dann gab es endlich eine schmerzlindernde Spritze die auch entspannend wirkte. Der Patient verbleibt in diesem Raum und die Experten kommen der Reihe nach vorbei. (Blutabnahme (Labor), Anästhesie (Zugang und Schmerzmittel), X-Ray, zwischendurch mehrfach der Arzt der sie untersucht hat. Ratlosigkeit nach dem Röntgen. Deshalb noch ein CT. Dafür wurde sie in einen anderen Raum geschoben. Nach 10 Minuten war sie wieder da. Wie lange wartet man bei uns auf eine CT? Jedenfalls alles ohne Befund. So weit so gut. Schmerzen etwas besser aber nach wie vor stark. Also noch mal etwas nachgespritzt. Luisa ist etwas high und kann jetzt auch mit verzerrtem Gesicht das Bein strecken damit ihr eine Orthese angelegt werden kann. Dazu noch ein paar Krücken, Zugang entfernt, thank you, save travels und good bye… Bezahlt habe ich nichts. Kreditkarte wollten die auch nicht. Ich hoffe mal die Auslandskrankenversicherung von Luisa deckt das.
Wir sind dann noch die letzten 60 Meilen ins Hotel und ich bin froh, dass Luisa jetzt schläft! Ich jetzt auch.
What a day!